Wir stehen vor einem Stück deutscher Geschichte in der Rhön und ein etwas unbehagliches Gefühl beschleicht mich. Es ist ein Turm, genauer gesagt ein Beobachtungsturm einer noch gar nicht so lange vergangenen Ära. Er ist schon sehr heruntergekommen und auch seine abblätternde grüne Farbe tut nicht gerade zu seinen Gunsten beitragen. Die Scheiben sind zersplittert, die Tür ist eingetreten und auch Schießscharten lassen sich noch gut erkennen.
Kommt mit zu einer spannenden Tour „Geschichte zum Anfassen“…..
Die Wanderroute
Wir parken auf dem Parkplatz in unmittelbarer Nähe zum „Schwarzen Moor“. Der Himmel ist strahlend blau doch die Temperaturen sind noch sehr frostig. Nala fiept, sie will endlich raus und sehen welches Abenteuer sie wohl heute erwartet.
Wir schnallen unsere Rucksäcke auf und auch Nala trägt heute ihr eigenes Rucksäckchen. Ihr Rucksack ist gefüllt mit einer Kaustange auf der einen und ihrem Mittagssnack auf der anderen Seite.
Los geht’s und zwar nicht in Richtung dem bekannten „Schwarzen Moor“, sondern in die entgegengesetzte Richtung 😉
Wir kreuzen schon nach wenigen hundert Metern das „Grüne Band“. Ein ca 1400 km langer Geländestreifen entlang der ehemaligen, innerdeutschen Grenze.
Dieser Bereich blieb in der Zeit der militärischen Bewachung bis zum Mauerfall 1989 fast unberührt. Dadurch wurde es zu einem Rückzugsgebiet für viele bedrohte Tiere und Pflanzen.
Während wir weiter wandern gleitet unser Blick über die aus dem Winterschlaf erwachende Landschaft der Rhön. Dank dem klaren Wetter haben wir auch heute herrliche Fernsicht.
In einiger Entfernung kommt ein Beobachtungsturm der ehemaligen DDR in Sicht. Schon beim näher kommen bemerken wir die zerschlagenen Fenster. Andy bleibt mit Nala ein Stück zurück. Wir haben Angst, dass sie in eine Scherbe treten könnte.
Nicht zu unrecht war unsere Sorge. Hier haben einige Randalierer gehaust. Überall Scherben, die Tür eingetreten und der Blick in den Turm lässt einen „Tornado“ vermuten. Trotz allem ist es ein Teil deutscher Geschichte. Von hier aus wurde die innerdeutsche Grenze überwacht. Einer von vielen Beobachtungstürmen. Ein mulmiges Gefühl macht sich breit bei dem Gedanken was für Leid bei der Errichtung der Grenze über die Menschen in diesen Gebieten kam. Familien und Freunde wurden einfach auseinander gerissen. Ein „Hoch“ auf den Mauerfall!
Ein Feldweg führt uns auf ein Wäldchen zu. Ein Hinweisschild kündigt den Gerstenstein an. Weder Andy noch ich haben davon gehört. Wir sind neugierig und beschließen den kleinen Umweg in Kauf zu nehmen. Ein schmaler Pfad führt uns sanft bergab.
Ein Ort der Ruhe und Besinnlichkeit erwartet uns hier. Eine Bank lädt zum Verweilen ein und eine aus Holz gemachte Tafel erklärt uns die Besonderheit dieses Ortes. Auch hier hat sich ein Stück innerdeutsche Geschichte abgespielt. Im Video erzählt es euch Andy in einer kurzen Zusammenfassung.
Ein gutes Stück liegt noch vor uns und wir gehen zurück zu unserer eigentlichen Route. Durch ein Wäldchen durch, hinaus auf offene Wiesen und Felder führt uns der Weg zu dem Ort Frankenheim. Bevor wir den Ort durchqueren gönnen wir uns ein Päuschen an zwei Angelteichen. Eine Bank perfekt in der Sonne platziert nehmen wir in Beschlag.
Frisch gestärkt durchwandern wir das beschauliche Dorf Frankenheim um danach auf einem herrlichen Wiesenweg weiter zu gehen.
Auf dem Hügel erkennen wir unser nächstes Ziel, ein Stück Geschichte zum Anfassen. Um überhaupt einen winzigen Eindruck zu bekommen, wurde hier ein Beobachtungsturm sowie einige wenige Meter Grenzzaun erhalten.
Mir genügt dieser Eindruck völlig um eine „Gänsehaut“ zu bekommen. Mauern und Zäune sind absolut nicht mein Ding! Wir sind in Gedanken versunken auf dem letzten Abschnitt zurück zum Parkplatz. Eine besinnliche Tour in einer grandiosen Landschaft geht zu Ende.
Infos für Hundebesitzer
Bitte in der Nähe des ersten Turms aufpassen, da lagen viele Scherben. Wasser gab es nur an den Angelteichen.
Fazit
Die Mischung aus ungestörter Natur und deutscher Geschichte zum anfassen machen diese Tour so einzigartig.