Kabel, Sicherungen und Schutzschalter – Elektrik 🔌 im Expeditionsfahrzeug – Teil 2

Strom stellt eine Gefahr da und deshalb ist das Thema Kabel, Sicherungen und Schutzschalter im Reisemobil ein Wichtiges. Wir haben uns lange damit beschäftigt um wirklich eine sichere Anlage aufzubauen. Was wir dabei gelernt haben, dass findest du in diesem Artikel.

Wir möchten unsere Erfahrungen hier mit dir teilen. Viel Spaß auf unserer mehrteiligen Reise durch die Welt der Elektrik im Reisemobil.

Der obligatorische Sicherheitshinweis

Natürlich ist das Thema Elektrik nicht ganz ungefährlich, deshalb möchte ich hier nochmal darauf hinweisen, dass wir keine Elektriker sind und alles was wir hier schreiben unser Erfahrungen sind. D.h. nicht, dass alles richtig ist und alles allen aktuellen Anforderungen entspricht, denn Anforderungen können sich ändern.

Wir übernehmen keine Gewährleistung für das was hier steht. Wenn du dir oder anderen schadest, dann haften wir dafür nicht. Weder für Sach- noch Personenschäden.

Auch wir haben am Ende des Einbaus unsere Anlage von einem Fachmann gegenprüfen lassen, damit wir nichts falsch gemacht haben. Das empfehlen wir dir auch.

Die Videoserie zum Thema Elektrik im Expeditionsfahrzeug

Neben den ausführlichen Artikeln zum Thema Elektrik im Expeditionsmobil haben wir euch auch eine Videoserie auf YouTube zur Verfügung gestellt. Die Serie findest du hier:

Stromstärke und Kabeldicke

Wenn starker Strom durch einen hohen Widerstand fließt, dann entsteht Wärme. Ihr kennt das Phänomen sicherlich aus den elektrischen Heizlüftern. Man kann praktisch die glühenden Leiter im Inneren der Heizung sehen. Das so etwas sicher funktioniert, hat damit zu tun, dass der Widerstand des Leiters optimal auf die Stromstärke eingestellt ist.

Aber was bedeutet das für unsere Verkabelung? Warum erzähle ich das überhaupt? Dünne Kabel haben einen höheren Widerstand und wenn wir zu starken Strom durch diese Kabel schicken, dann schmoren sie im besten Fall oder setzen das Expeditionsfahrzeug im dümmsten Fall sogar in Brand.

Daher ist es wichtig, dass die Kabel zu der erwartenden Stromstärke passen.

Wie kannst du einen solchen Kabelbrand verhindern?

Erstmal musst du die maximale Stromstärke, die dein Verbraucher ziehen kann kennen. Dabei gibt es zwei unterschiedliche Arten von Verbrauchern.

Ohm’sche Verbraucher im Camper

Die ohm’schen Verbraucher beinhalten Widerstände bzw. Komponenten, die Wärme erzeugen. Die ohm’schen Verbraucher zeichnen sich dadurch aus, dass sie keinen Anlaufstrom brauchen. D.h. du kannst hier ganz einfach über die Watt und die Volt die nötigen Ampere ausrechnen (z.B. 120 Watt / 12 Volt = 10 A)

Induktive Verbraucher im Camper

Induktive Verbraucher brauchen zum Anlaufen gut und gerne mal die 2-3 fache Menge an Strom, die sie im Dauerbetrieb benötigen würden. Diese Verbraucher haben eine Peak Watt Angabe. Du musst als Grundlage zur Berechnung die Peak Watt nutzen (z.B. Peakwatt 240W/12V=20A). Im Camper sind das alle Geräte mit Motor bzw. Kompressor.

Für was ist die Sicherung gut?

Eine Sicherung ist eine Stelle in der Verkabelung, die „durchbrennt“ bevor das Kabel durchbrennt und damit verhindert, dass du deinen Camper in Flammen steckst. D.h., wenn du ein Kabel hast, dass für 20 A ausgelegt ist, dann solltest du eine Sicherung für 20 A oder niedriger verbauen, damit dein Kabel geschützt ist. Sobald die Sicherung durchgebrannt ist, fließt kein Strom mehr und deinem Kabel kann nichts passieren.

Sicherungen kommen in verschiedene Formen vor. Dabei solltest du vor allem zwei Arten von Sicherungen im Kopf behalten. Es gibt die klassisch durchbrennenden Sicherungen (Schmelzsicherungen), die du danach wegwerfen kannst und es gibt die Sicherungsautomaten, die einen Schalter haben, der rausspringt, wenn die Sicherung greift. Die Automaten kannst du mehrfach nutzen.

Flachstecksicherungen für 12 V im Camper

Wir nutzen bei uns im Reisemobil sogenannte Flachstecksicherungen für die 12 Volt Anlage. Die Flachstecksicherungen sind Schmelzsicherungen und müssen daher ersetzt werden, wenn sie durchgebrannt sind.

Wir haben für die 12 Volt Verteileranlage diesen Sicherungskasten, der jeden Verbraucher mit der passenden Sicherung absichert. Du findest das Produkt hier bei Amazon.

Hier kannst du dir die Produktrezension auf Amazon anschauen und den aktuellen Preis anfragen

Flachstecksicherungen sind farblich kodiert, damit man sehr einfach sehen kann, für welche Stromstärke die Sicherung geeignet ist. Hier kommt die Kodierung (Quelle: Wikipedia):

Die Flachstecksicherungen wiederum gibt es in unterschiedlichen Formaten. Wir nutzen das ATO und Maxi Format. Während wir die Mehrheit der Endverbraucher mit ATO Sicherungen schützen, sichern wir z.B. die Solarwandler mit Maxi Sicherungen ab.

Havarhen, translated to German by XenonX3, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Streifensicherungen für höhere Ströme im Reisemobil

Die höheren Ströme im 12 Volt Kreislauf sichern wir mit Streifensicherungen ab. Streifensicherungen werden verschraubt. Die höheren Ströme bedingen diese Bauart, da die Kontakte nicht beliebig klein sein können ohne Opfer des hohen Stroms zu werden.

Mit Streifensicherungen haben wir z.B. die LiFePO Batterie selber, aber auch unseren Wechselrichtern, abgesichert.

Sicherungsautomaten für 230V und Landstrom

Für den Innenraum und den Landstrom haben wir jeweils zwei eigene Sicherung. Du findest die Sicherungen hier bei Amazon:

ABB 230V 10 A Sicherungsautomat bei Amazon. Hier findest du den aktuellen Preis und hunderte von Bewertungen

Wir nutzen 10 Ampere Sicherungen, da normalerweise 230V Anschlüsse mit 16 A abgesichert werden. D.h. auf dem Campingplatz ist sehr wahrscheinlich eine 16 Ampere Sicherung eingebaut, aber unsere Sicherung im Wohnmobil springt schon bei 10 Ampere raus. Wenn wir jetzt Mist bauen müssen wir das nicht dem Campingplatzbetreiber erklären, warum der ganze Platz keinen Strom mehr hat, sondern fixen das Problem und drücken unsere eigene Sicherung wieder rein und können weiterarbeiten.

Sicherungskästen für Sicherungsautomaten

Die Sicherungsautomaten müssen in speziellen Sicherungskästen installiert werden. Wir haben folgenden Kasten verwendet (Feuchtraum):

Hier kannst du den aktuellen Preis für den Sicherungskasten bei Amazon anfragen.

Warum wir zwei Sicherungen bei 230 V im Expeditionsfahrzeug verbaut haben?

Das Innenleben unseres Sicherungskasten. Links der Schutzschalter und daneben die beiden Sicherungen
Das Innenleben unseres Sicherungskasten. Links der Schutzschalter und daneben die beiden Sicherungen

230 Volt Strom ist Wechselstrom. D.h. es ist egal wie rum man den Stecker in die Steckdose steckt. Dadurch können Phase und Null Leiter vertauscht werden. Die Sicherung kann aber nur ordentlich funktionieren, wenn sie an der Phase hängt. Am Nullleiter nützt sie nichts, schadet aber auch nicht.

Durch die im Camping verpflichtenden CEE Stecker kann Phase und Nullleiter eigentlich nicht vertauscht werden, deshalb ist es keine Pflicht zwei Sicherungen einzubauen.

Wenn ich allerdings bedenke, dass wir nicht nur Strom am Campingplatz zapfen wollen, sondern vielleicht auch mal bei Privatpersonen uns einstöpseln, dann ist es mir lieber, dass ich mit Sicherheit weiss, dass beide Leiter abgesichert sind.

Und wozu ist jetzt der Schutzschalter?

Die 230 Volt Anlage ist natürlich auch mit Schutzschaltern abgesichert. Wenn Strom fließt, dann muss die Menge des Stroms, die in das System eingespeist wird der Menge entsprechen, die auch hinausfließt. Ist dies nicht der Fall, läuft Strom den falschen Weg.

Wann passiert so etwas? Der klassische Fall ist, wenn jemand an die Leitung fast und durch seinen Körper den Strom in die Erde fließen lässt. Also derjenige bekommt eine gewischt.

Der Strom, der in die Erde fließt, der fließt nicht zurück durch den Schutzschalter ins Netz. D.h. der Schutzschalter reagiert und unterbricht den Stromkreis. Damit rettet der Schutzschalter mit etwas Glück das Leben des unvorsichtigen Wohnmobilausbauers.

Auch bei den Schutzschaltern setzen wir auf die Qualität von ABB. Du findest den Schutzschalter, den wir verwenden hier:

Hier findest du den aktuellen Preis für unseren Schutzschalter bei Amazon

Wie du den Spannungsabfall unter Kontrolle bekommst

Durch den Widerstand im Kabel kommt es zu einem Spannungsabfall. D.h., dass du 12 Volt auf das Kabel geben kannst, aber je nach Widerstand z.B. nur 11,5 Volt am Verbraucher ankommen. Wieviel Spannungsverlust auf dem Kabel auftritt, dass hängt von Material, Querschnitt, Leitungslänge, Spannung und Stromstärke ab. Je nach Verbraucher kann ein zu hoher Spannungsverlust dazu führen, dass dein Endgerät nicht mehr funktioniert.

Der Rechner errechnet den nötigen Kabelquerschnitt für Kupferkabel anhand deiner Eingaben. Bitte beachte, dass du den nächst stärkeren Kabelquerschnitt nutzen solltest. Sprich wenn der Rechner dir 45 mm2 ausgibt, dann solltest du 50 mm2 verwenden.

Die Kabel für die 230 V Anlage

Da die Stromstärke bei einer hohen Voltzahl und gleichbleibender Wattzahl relativ niedrig ist, können im 230 Volt Bereich Kabel von nur 1,5mm2 oder 2,5mm2 verlegt werden.

Wobei es die Auflage gibt, dass das Kabel von der Landsteckdose zum Sicherungskasten mindestens 2,5mm2 sein muss. Das kommt daher, dass es eine Verlängerung der Installation auf dem Campingplatz ist. D.h. das Kabel kann sehr lang sein, obwohl unser Teil im Wohnmobil nur ein kleines Stück ist.

Die Rückseite der Landsteckdose. Von hier muss ein 2,5mm2 Kabel bis zum Sicherungskasten verlegt werden.
Die Rückseite der Landsteckdose. Von hier muss ein 2,5mm2 Kabel bis zum Sicherungskasten verlegt werden.

Bei 10 Ampere dürfte das Gesamtkabel bei 1,5mm2 nur 58 m sein (Siehe Tabelle oben). Wenn jetzt der Campingplatzbesitzer ein 2,5mm2 verlegt hat und schon 65m bis zur Campingsteckdose verbraucht hat, dann wäre das 1,5mm2 zwischen Landstromsteckdose und Sicherungskasten im Womo eine Schwachstelle, die zu einem Kabelbrand führen könnte. Deshalb muss zwischen Landstromanschluss und Sicherungskasten ein 2,5mm2 Kabel verlegt werden.

Die Strecke hinter dem Wechselrichter zu den Steckdosen im Wohnmobil haben wir 1,5mm2 Kabel verlegt. Das lässt sich flexibler verlegen und wiegt weniger. Die maximale Stromstärke liegt bei uns im 230 Volt Netz bei 10A. Damit könnten wir zwischen Wechselrichter und Steckdose 58m Kabel verlegen. In der Regel werden wir zu jeder Steckdose maximal 8m Kabel verlegen. Da ist also jede Menge Spielraum, selbst um nochmal eine Kabeltrommel nach draußen zu legen.

Die Kabel im 12 Volt Netz

Im 12 Volt Bereich wird es wesentlich komplizierter die richtigen Kabel zu verlegen. Wir haben keine 12 Volt Steckdosen verlegt, da variable Verbraucher schwierig abzusichern sind, da wir weder die Watt noch die Peak-Watt kennen. Außerdem müssten die Kabel entsprechend dick (und damit schwer) sein um den Spannungsverlust im Rahmen zu halten.

Wir haben zwischen 2,5mm2 und 50mm2 Kabel verlegt. Die dicken Kabel hängen direkt am LiFePO Akku und an dem Wechselrichter bzw. den Batterieladegeräten wie Solarwandler und B2B Loader. Hier treten die höchsten Ströme auf. Der Batterielader im Victron MultiPlus Compact kann bis zu 80A für die Ladung der Batterie zur Verfügung stellen. Kommen da nochmal 80A durch die Solarwandler dazu liegt an der Batterie einiges an Strom an.

Während wir im 230 V Bereich ein Sicherung für den ganzen Bereich eingebaut haben mussten wir im 12 Volt Bereich jedes Kabel einzeln absichern.

Litzen und Aderendhülsen

Die VDE schreibt vor, dass im Camper nur LItzenkabel verlegt werden dürfen. D.h., dass keine soliden Leitungen benutzt werden. Dies kommt daher, dass solide Kabel unter Vibrationen irgendwann brechen. Durch den Bruch kann es zu Funkenflug im Kabel kommen und damit entsteht erhöhte Brandgefahr.

Litzen zu verbinden ist allerdings nicht ganz einfach, weshalb wir die Aderenden entweder mit einem Kabelschuh bzw. Kabelöse, oder mit Aderendhülsen versehen haben. Diese sorgen dafür, dass die Litzen nicht ausfransen bzw. einzelne Drähte nicht abbrechen und für einen Kurzschluss sorgen können.

Sowohl Aderendhülsen als auch Kabelschuhe bzw. Ösen wurden von uns mit Hilfe von Crimpzangen auf das Kabel gequetscht. Da wir teilweise 50mm2 Kabel mit Kabelendösen versehen haben, mussten wir auch auf größere Zangen zurückgreifen.

Crimpzange für die dicken Kabel (Rohrkabelschuhe)

Die dicken 12V Kabel haben wir vorkonfektioniert gekauft um dann festzustellen, dass sie alle eigentlich zu lang waren. Daher wurden sie von uns alle nochmal gekürzt. Bei Kabeln von 35 mm2 bzw. 50 mm2 Querschnitt reichen die normalen Crimpzangen nicht mehr aus und schweres Gerät musste her. Hier findest du die Crimpzange mit der wir die Rohrkabelschuhe an die dicken Kabel gequetscht haben:

Hier kannst du dir unser Set bei Amazon anschauen, Rezensionen lesen und den aktuellen Preis einsehen.

Crimpzange für Kabelschuhe

Um die 12 Volt Kabel mit dem Sicherungskasten zu verbinden haben wir verschiedene Ringkabelschuhe genutzt, die natürlich ebenfalls an die unterschiedlichen Kabeldicken angepasst wurden. Auch hierfür haben wir ein besondere Crimpzange verwendet. Da unsere Crimpzange nicht mehr bei Amazon erhältlich ist haben wir dir hier ein ähnliches Modell verlinkt:

Hier kannst du dir unser Set bei Amazon anschauen, Rezensionen lesen und den aktuellen Preis einsehen.

Crimpzange für Aderendhülsen

Aderendhülsen gibt es in verschiedenen Stärken, die an den Aderquerschnitt angepasst werden müssen. Sie sind farbcodiert, damit du schneller erkennen kannst welche Aderendhülse zu welchem Querschnitt passt. Da wir mehrere Kabelquerschnitte verwendet haben, haben wir eine Zange mit einem Set an Aderendhülsen gekauft. Du findest unser Set hier:

Hier kannst du dir unser Set bei Amazon anschauen, Rezensionen lesen und den aktuellen Preis einsehen.

Die Kabel verlegen

Auch zum Thema Kabel verlegen macht die VDE Vorgaben. So dürfen Kabel mit unterschiedlichen Voltzahlen nicht in einem Kabelkanal zusammen verlegt werden. In unseren Fall bedeutet dies, dass wir 12V und 230V getrennt verlegen müssen.Dies soll Verwechselungen vorbeugen.

Eine weitere Richtlinie ist, dass Kabel, die durch Durchführungen laufen, geschützt verlegt werden müssen. D.h. sie sind vor dem mechanischen Abrieb durch z.B. Gummimanschetten oder Kabelrohre zu schützen. Wenn Kabel in eine Dose gelegt werden so muss der Mantel des Kabels bis in die Dose verlegt werden.

Da in unserer Kabine Wasser und Elektrik nie wirklich weit voneinander entfernt sind, haben wir auch versucht die meisten Kabel nicht auf dem Boden im Keller zu verlegen, da Wasser sich ja immer am Boden sammeln würde, wenn es zu einem Leck kommt. Natürlich konnten wir dies nicht zu 100% durchführen, aber wenn möglich, dann haben wir Kabel eher an der Decke des Unterboden verlegt.

Abschluss

Ja, dies war der zweite Artikel zum Thema Elektrik im Wohnmobil. Die anderen Artikel findest du hier:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert