Usedom ist der Magnet für Touristen an der Ostsee und damit eigentlich garnicht unser Fall, aber wir haben genauer hingeschaut und die untouristische Schönheit Usedoms entdecken können. Wo? Komm einfach mit und siehe selbst.
Die Anfahrt nach Usedom
Wir starten früh bei uns im Bergwinkel, der schönen Region im Osten von Hessen zwischen Vogelsberg, Rhön und Spessart. Noch ein letzter Stopp beim Bäcker, dann lenkt Elfi den Nissan auf die Autobahn in Richtung Nordost.
Ich packe die zwei Schoko-Croissants aus und klicke auf den Verschluss von Elfis Kaffeebecher. Elfi schaltet in den sechsten Gang wir haben die Reisegeschwindigkeit erreicht. Ich serviere das Frühstück an die Passagiere.
Überall hängt Nebel in den Wäldern und die aufgehende Sonne färbt ihn golden. Aufbruchstimmung kommt in mir hoch und damit auch extrem gute Laune.
Die Autobahnen sind frei und wir rauschen nur so dahin. Nach einigen Stunden kommt Bewegung in unseren Kofferraum. Nala reckt sich und streckt sich. Das ist das Zeichen für eine Pinkelpause.
Ich schnappe mir mein Handy und flitze über Google Maps. Ich suche nach einem schönen blauen Fleck auf unserer Route. Ein See. Möglichst grün soll es darum sein, damit wir uns die Füße vertreten können.
Die Förstergrube in Sandersdorf
Ich werde fündig. Die Förstergrube scheint genau der richtige kleine See zu sein. Wir wollen keine lange Tour machen, aber es muss genug sein, damit sich Nala mal austoben kann. Wir biegen ab Richtung Sandersdorf.
In der Nähe eines Kindergarten parkt Elfi ein. Nala springt aus dem Kofferraum und wir klicken sie an die Leine. Ich drehe das Handy ein wenig hin und her und versuche herauszufinden welcher Weg wohl zum See geht. Im Endeffekt gibt es nur eine Möglichkeit und die nehmen wir.
Die Förstergrube ist ein See mit glasklarem Wasser. Hier ist anscheinend mal Gestein abgebaut worden und die Grube später wieder mit Wasser vollgelaufen.
Wir nehmen den kleinen Wanderweg einmal um den See und lassen Nala von der Leine. Ihr tut die Abwechslung nach der langen Autofahrt gut. Hin und wieder fliegt auch der Ball ins Wasser und Nala kann sich etwas müde schwimmen. Perfekt.
Weiter Richtung Usedom
Zurück auf der Autobahn wird der Verkehr etwas dichter. Mittlerweile sitze ich am Steuer und Elfi genießt ihre wohlverdiente Pause.
Wir passieren Berlin und es wird etwas ländlicher rechts und links der Autobahn. Nach 9 Stunden kommen wir in Zecherin an, einem kleinen Dorf an der Peene.
Wir beziehen noch unser AirBNB, dass wir für die ersten beiden Nächte der Tour gebucht haben. Nach so langen Anfahrten gehen wir immer erstmal in ein Zimmer.
Der lange Tag klingt mit einem Spaziergang an der Peene entlang aus. Ich liebe die frische Luft, die hier vom Meer über den Deich gedrückt wird. Zur Belohnung sehen wir auf einem Feld noch zwei Kraniche. Besser kann die Anreise nicht laufen.
Die Südspitze der Halbinsel Gnitz
Viele Orte auf Usedom sind touristisch überlaufen, aber wir haben ein Gebiet gefunden, dass zum wandern einlädt. Es ist die südliche Spitze der Halbinsel Gnitz. Und so stehen wir auf einem Parkplatz direkt am Wasser in der Nähe des kleinen Ortes Lütow und packen unsere Rucksäcke um auf Wandertour zu gehen. Die gesamte Tour inklusive GPS Daten findest du hier auf Komoot:
Wir verlassen den Ort in Richtung Westen und durchwandern eine sandige Heidelandschaft, die von Schafen gepflegt wird. Hunderte von Schwalben fliegen über unseren Köpfen und manchmal findet auch die Sonne einen Weg durch die Wolkendecke.
Wir informieren uns an einigen Tafeln über die Natur, die wir hier in vollen Zügen genießen, passieren einen Campingplatz und kommen zum „Weißen Berg“. Von hier aus haben wir einen wundervollen Blick über das Krummiener Wiek.
Von dort aus folgen wir der Küste wieder in Richtung Osten. Es hat zu regnen angefangen, aber das macht die Tour nur noch authentischer. Der Boden bekommt seinen würzigen Duft, obwohl wir zu dritt wandern schalte ich langsam in mich gekehrt ab. Hier kann man zusammen allein mit sich selbst sein. Es ist der rare moment in dem man das Gefühl hat, dass keine Gedanken mehr im Kopf vorhanden sind. Einfach Stille.
Der restliche Weg verläuft an Ministränden durch Schafsgitter und kleine Tunnel aus Hecken und Hagebutten. Wir machen noch eine traurige Entdeckung und finden einen toten Fischotter. Das Tier scheint aber an Altersschwäche gestorben zu sein. Zumindest sehen wir keine Verletzungen und die aus dem Maul ragenden Zähle zeigen die Zeichen der Zeit deutlich. Abgenutzt und gelb scheinen sie lange in Gebrauch gewesen zu sein.
Es dauert nicht lange, dann sind wir wieder am Auto angekommen. Es war eine abwechslungsreiche Tour. Heidelandschaft, Kiefernwald, Steilküste, kleine Sandstrände und das alles ohne vielen Menschen zu begegnen. Ein schöner Fleck, wenn man auf Usedom die Einsamkeit sucht.
Zinnowitz – Tourismus und Hundestrand
Auf unserem Rückweg nach Zecherin halten wir nochmal in Zinnowitz an. Zinnowitz ist einer der bekannteren Badeorte auf Usedom. Das Parkleitsystem führt uns zielgenau zum nächsten Parkscheinautomaten. Hier ist schon mehr Trubel.
Wir laufen durch eine Fussgängerzone in Richtung Strand. Die lange Wanderung am Gnitz hat uns hungrig gemacht. Da kommt der Fischbrötchenstand mit der langen Schlange davor gerade richtig. Wenn da soviel Menschen stehen, dann gibt es da sicherlich etwas Gutes.
Doch zehn Minuten später stehe ich mit zwei Garnelenbrötchen in der Hand vor Elfi, die mit Nala draußen gewartet hatte. Doch wir sehen die Garnelen nicht. Das Brötchen ist zu 90% mit Zwiebeln gefüllt und etwas Salat. Dazwischen dümpeln sechs Garnelen, die nur zu sehen sind, als ich mit den Fingern darin rum wühle. Etwas enttäuschend.
Wir nehmen es locker und ziehen weiter in Richtung Strand. Hier gibt es eine Seebrücke von der aus die Badegäste in die Ostsee steigen können. Doch auch da: Pustekuchen. Der Strandabschnitt ist für Hunde gesperrt.
Aber auch das ist nicht wirklich schlimm, denn wir finden schnell ein Schild zum Hundestrand. Der Hundestrand ist praktisch weit außerhalb von Zinnowitz und somit begeben wir uns auf eine kleine Wanderung. In Südafrika würde man die Häuser als Kolonialstil bezeichnen. Wie man sie hier nennt fällt mir nicht ein.
Mitten in der Promenade sind verschiedene Kunstwerke ausgestellt. Sehr idyllisch. Wir genießen den Spaziergang und treffen immer mehr Hundebesitzer. Wir nehmen das als gutes Zeichen, dass wir dem Hundestrand näher kommen.
Wir biegen links ab und ich ziehe die Schuhe aus. Ich mag es, wenn der Sand durch meine Zehen knirscht. Nala ist schon am Buddeln, dabei sind wir noch nichtmal am Wasser.
Es sind kaum Menschen da und die Wenigen verteilen sich gut. Mit einem klick ist Nala von der Leine und der Balli saust durch die Luft. Elfi und Nala toben sich aus während ich alles auf Video festhalte.
Doch dann schlägt der „Zinnowitzer Zwiebelburger mit einem Hauch von Garnele“ zu. Elfis Magen rebelliert. Wir machen uns auf den Rückweg und lassen den Abend ausklingen. Wir werden uns für morgen auf alle Fälle einen etwas abgeschiedeneren Ort suchen um wieder auf Wanderschaft zu gehen. Die Badeorte sind nicht so unser Ding. Aber das erfahrt ihr im nächsten Artikel.