Ein Schiffswrack am Strand, vom Wind zu Korkenziehern geformte Kiefern, abertausende von Seevögeln und eine Burg – NEIN eine Festung, wie sie europaweit ihres gleichen sucht. Wir hätten es uns schon denken können als wir über die riesige Brücke vom Festland Schwedens auf die Insel Öland übersetzten, dass die Schweden eine so atemberaubende Brücke nur dann bauen, wenn sich die Insel dahinter lohnt. Öland: Rau, schön und abwechslungsreich. Das ideale Ziel für unsere Campingreise.
Die Ölandbrücke, dass Tor zur Insel
Wir sind Schwedens Südküste in Richtung Osten gefolgt. In Kalmar biegen wir rechts ab um nach Öland zu fahren. Unmerklich geht es bergauf bis sich vor uns der Blick auf die Ostsee öffnet. Diese Brücke ist ein unglaubliches Bauwerk. Es ist als wäre man im Landeanflug auf Öland. Wir schweben über die Wellen, die von hier oben nur wie ein kleines Muster erscheinen.
Ich merke wie der Seitenwind ins Dachzelt greift und den Nissan leicht zur Seite schiebt, aber mit einem kleinen Gegenlenken ist das Problem schnell unter Kontrolle.Zu groß ist die Vorfreude auf unseren Campingtrip auf der Insel.
Warum gerade Camping auf Öland
Es ist schon ein paar Tage her, da hatte ich eine Ausgabe des Naturfoto Magazins in der Hand. Inhalt des Magazins war unter anderem ein Artikel über Öland. Das bernsteinfarbene Juwel vor der Küste Schwedens.
Der Autor war schon seit mehreren Jahren immer wieder nach Öland gefahren um dort zu fotografieren. Ich konnte seine Begeisterung in jedem Satz spüren. Seine Bilder zeigten herrliche Küsten in unglaublichen pastellfarbenen Licht. Das musste ich mir selbst ansehen.
Danach war es wie immer. Es war nie die richtige Zeit. Doch unsere Freiheitstour eröffnete neue Möglichkeiten. Und eine davon liegt hinter der Ölandbrücke.
Mit dem Camper auf Öland
Öland ist schon lange kein Geheimtipp mehr. In der Sommersaison ist das Idyll von Millionen von Touristen bevölkert, aber wir haben Nachsaison. Wetter toll, Touristen Fehlanzeige. So hat sich Öland für uns präsentiert.
Wenn ihr mit einem großen Campervan oder gar Expeditionsmobil unterwegs seit, dann kann es auf den kleinen Gassen schonmal eng werden. Dafür ist die Infrastruktur für Campingreisende ideal.
Campingplätze gibt es viele. Sie sind gut ausgestattet und lassen keine Wünsche offen. In der Nebensaison haben wir auch viele „geeignete“ Stellplätze gesehen, die eine Übernachtung jenseits der Campingplätze ermöglichen. In der Hauptsaison wird es wahrscheinlich anders aussehen.
Öland: Die Insel
Mit einer Länge von 137 km und einer maximalen Breite von 16 km ist Öland nicht so schnell per Fuß zu umrunden. Die Insel liegt im Südosten von Schweden und eine Brücke führt von der Stadt Kalmar auf die Insel.
In der Mitte und im Norden ist die Insel bewaldet. Vom Wind zu Korkenziehern geformte Kiefern geben den Küstenwäldern ein uriges Aussehen.
Im Süden der Insel liegt die Stora Alvaret. Es ist eine unwirkliche karge Landschaftsform, die man Alvar nennt. Es ist die größte Alvar der Erde und macht ein viertel aller Alvargebiete auf unserem Planeten aus. Der Kalkuntergrund lässt nicht zu, dass hier Bäume wachsen.
Unsere Sehenswürdigkeiten auf Öland
Leider waren wir nur 3 Tage auf Öland und unser Interesse gilt meist den natürlichen Sehenswürdigkeiten. Wir haben uns bestimmte Gebiete der Insel erwandert.
Trollskogen – Eine Wanderung durch den Zauberwald
Der Trollskogen ist ein Naturreservat an der Nordspitze der Insel. Das hier gebaute Naturum (Naturschutzcenter) ist der Startpunkt für einige wunderschöne Wanderwege. Davon sind zwei sogar für Rollstuhlfahrer geeignet.
Hier am Naturum könnt ihr auch auf dem Parkplatz campen, allerdings wäre ich mir nicht sicher ob ihr im Hochsommer noch spontan einen Platz bekommt. In der Nebensaison konnte man die Camper an fünf Fingern abzählen. Genug Platz für alle.
Auf dem Parkplatz angekommen nehmen wir Nala an die Hundeleine und passieren das Naturzentrum um kurz dahinter im Wald zu verschwinden.
Auf kleinen Tafeln werden immer wieder die Highlights der Wanderungen erklärt. So finden wir z.B. aus dem 16. Jahrhundert eine alte Jagdmauer (Jaktmuren).
Der Wald ragt bis direkt an den Kieselstrand und gibt immer wieder den Blick auf die Ostsee frei. Durch diese Öffnungen entdecken wir auch das Schiffswrack „Swiks“, dass hier seit fast hundert Jahren dem Verfall und der Witterung ausgesetzt ist. Die Swik ist ein Schoner, der hier an Weihnachten 1926 strandete. Die 7-köpfige Besatzung konnte zum Glück gerettet werden. Heute zeigt das alte Wrack wie schön verwittertes Holz sein kann. Ein wunderbares Fotomotiv.
Und Fotomotive gibt es hier im Zauberwald (auf schwedisch Trollskogen) mehr als genug. So entdecken wir die Trolleken (Zaubereiche). Im ersten Moment dacht ich es wäre ein Ent aus Tolkiens Fantasiewelt, dann kam mir als zweiter Gedanke, dass Miraculix in der Baumkrone sitzen muss um ein paar Mistelzweige zu schneiden, aber keines von Beiden traf ein. Dafür ist der Baum echt. Echt schön. Echt zauberhaft.
Wir machen es uns auf einem Stück Treibgut gemütlich, lauschen Möwen, Wellen und Wind. Und sonst nichts. Wir sind zu dritt gerne alleine unterwegs. Eine Wanderung wie sie uns gefällt.
Wenn richtige Kiefern geformt sind wie bei uns die Korkenzieherhaselnusssträucher, dann bekommen wir Ehrfurcht vor der Naturgewalt, welche die Bäume zu solchen „Purzelbäumen“ macht. Wir schlendern eine ganze Weile durch diese „modernen Kunstwerke“ der Natur und versuchen es auf Fotos einzufangen.
Aber es gibt noch viel mehr zu sehen, dass allerdings den Rahmen des Artikels sprengt. Deshalb möchte ich euch den Appetit auf den Trollskogen noch mit einer kleinen Liste an Highlights einheizen:
- Naturum
- Kieselstrände
- Schiffswrack Swik
- Zaubereiche
- Militärbunker
- „Korkenzieher-Kiefern“
- Prähistorische Grabanlagen und Grabhügel
- Aussicht auf den Langen Eric (nördlicher Leuchtturm von Öland)
- Jagdmauer
- Ruhe und Natur 😉
Unsere Wanderung am Trollskogen
Borgholm – Die Festung auf Öland
Im gleichnamigen Ort fahren wir auf einen Parkplatz, stellen den Nissan ab und laufen in Richtung Hafen. Das idyllische kleine Städtchen Borgholm hat eine ordentliche Infrastruktur für Touristen. Cafes, Restaurants, Touristeninformationen und Ferienwohnungen reihen sich aneinander, aber wir genießen wieder die Ruhe der Nachsaison.
Obwohl die Sonne scheint herrscht trotzdem starker Wind. Wir schlendern am Hafen entlang und machen einige Bilder. Dabei beobachten wir einen kleinen Nerz, der zwischen den Steinen der Uferpromenade immer wieder seinen Kopf nach uns, bzw. Nala, ausstreckt.
Wir folgen dem Princess Leonore Wanderweg und kommen durch ein kleines Viertel mit alten Holzvillen. Sie erinnern uns an die Villa Kunterbunt. Direkt hinter dem Viertel geht der Wanderweg in einen kleinen Wald.
Ein kurzer Abstecher vom Wanderweg führt uns zum Borgholm Fyr, dem alten Leuchtturm von Borgholm. Allerdings ist das Wort „Turm“ etwas übertrieben. Die kleine Hütte steht idyllisch in einer Hecke. Bienen summen, Kühe weiden ringsherum und der kleine Turm genießt eine einmalige Aussicht auf die Ostsee.
Der weitere Weg führt bergauf und wir kommen zum Slot Solliden, der Sommerresistenz der königlichen Familie. Nichts für uns, dafür der Kaffee und das Gebäck aus dem Cafe daneben umso mehr. Hier entspannen wir eine Weile und schlürfen den Kaffee.
Nala ist nur unwillig aus dem warmen Gras herauszubekommen, aber wir wollen weiter zur Festung Borgholm. Schon von weitem wirkt die Festung majestätisch, aber von nahem werden die Dimensionen wirklich greifbar.
Wir ziehen an der Kasse unsere Tickets und laden die App zur Festung herunter. An jeder Station in der Festung spielt die App ein kleines Schauspiel ab und informiert über das Burgleben von damals.
Es ist so schön in einem modernen Museum unterwegs zu sein. Wir können mit Nala in jeden Raum. Selbst die Innenräume der Ausstellung sind nicht für Hunde tabu. Da kann sich so manch eine Einrichtung in Deutschland mal eine Scheibe abschneiden.
Leider geht der Tag viel zu schnell zu Ende, so dass wir nicht die ganze Tour per Audioguide mitmachen können. Naja. Das ist nur ein Grund wiederzukommen. Von der Festung führt ein kleiner Weg zurück in die Innenstadt und damit zu unserem Auto.
Unsere Wanderung zur Burg Borgholm
Der Lange Jan – Leuchtturm im Süden Ölands
Es schüttelt den Nissan ordentlich als wir an der Südspitze von Öland ankommen. Der Wind fegt mit unglaublichen Böen über das flache Land. Abertausende von Zugvögeln sind auf den kleinen Inselchen rund um die Südspitze zwischengelandet. Und wo so viele Vögel sind, da sind auch Ornithologen.
Auf unserem Weg vom Parkplatz zum Leuchtturm passieren wir die Vogelstation. Alle 3 Meter stehen große Spektive und interessierte Ornithologen schwenken suchend die Linsen hin und her.
Selbst mit bloßem Auge sind die vielen Vögel zu sehen.Wattvögel flitzen wie kleine, dunkle Bällchen über den morastigen Boden. Ich höre eine meiner Lieblingstierstimmen. Die des Austernfischer. Seine Stimme hat uns schon um die halbe Welt begleitet. Es ist der Ruf nach Freiheit.
Aber so viel gibt es direkt am Leuchtturm nicht zu sehen (zumindest ohne Spektiv) und deshalb fahren wir auf einen nahegelegenen Parkplatz am Ottenby Naturreservat und begeben uns auf Wanderschaft.
Das Naturreservat ist ein eingezäuntes Gebiet. Ein lichter Wald mit wunderschönen Eichen und jeder Menge Kühe. Die Kühe dienen hier zur Landschaftspflege und können sich frei bewegen. Mit Hund und Kuh wird die Wanderung immer spannend.
Immer wieder sehen wir Damwild. Einmal leider auch auf dem Einhänger eines Jägers, der mit dem Quad durch das Gelände prescht. Wir haben keinen Schuss gehört und das Damwild ist auch kein bisschen Schreckhaft. Wahrscheinlich jagen sie hier mit Schalldämpfern. Anders können wir uns das Verhalten der Hirsche und Kühe nicht erklären.
Im Wald gibt es ebenfalls einen Aussichtsturm mit dessen Hilfe wir weit über die Marschlandschaft blicken können. Wir beobachten die Schafe, die hier die Kühe in der Landschaftspflege ablösen.
Da uns der weite Blick nicht reicht, folgen wir einem Weg der hinaus aus dem Wald durch die saftigen Wiesen zum Wasser führt. Der Wind bläst uns ordentlich in Gesicht. Die Schafe haben ein Auge auf Nala geworfen. Doch der Weg ist eine Sackgasse. Am Ende kommen wir in einem Kringel aus alten Steinen an. Die Reste einer zerfallenen Schutzhütte. Wir nutzen die Mauer um uns hinzusetzen und das Treiben auf den Stränden zu beobachten. Die Vögel nutzen ihre Flugpause und fahren sich einen Leckerbissen nach dem anderen rein. Was auch immer sie da im Sand und Schlick finden. Es scheint ihnen zu schmecken.
Auf dem Rückweg beobachten wir noch mehr Damwild und weichen einem Bullen aus, der sich auf dem Weg breit gemacht hat und uns partout nicht ausweichen möchte. Wir geben nach und suchen uns einen Weg durch den Wald.
Ottenby bleibt mir als ein Ort der Ruhe in Erinnerung (und der Kuhausweichmanöver ;)).
Unsere Wanderung in Ottenby
Fazit zur Campingtour auf Öland
Als wir über die Brücke zurück auf das Festland fahren habe ich schon das Gefühl, dass wir nicht das letzte Mal auf Öland waren. Die drei Tage waren bei weitem nicht lange genug um Öland wirklich kennen zu lernen.
Während ich vor allem gerne noch durch die Stora Alvaret gewandert wäre, hat Elfi sich für die Burg Eketorp interessiert. Beides haben wir leider zeitlich nicht geschafft und steht ab diesem Tripp auf unserer Liste der Dinge, die wir uns noch ansehen möchten. Wir kommen bestimmt wieder.
Wenn du Natur magst, dich auch für die kleinen Wunder begeistern kannst, dann ist Öland sicher ein gutes Ziel für dich. Die Insel ist sehr abwechslungsreich und bietet viele kleine Camper Juwelen am Straßenrand. Mit einer super Infrastruktur macht sie das Reisen einfach.
Die einzigsten Bedenken, die wir haben, ist das die Infrastruktur für viel mehr Camper ausgerichtet war, als wir gesehen haben. Wir gehen davon aus, dass in der Hochsaison die Masse an Touristen das Erlebnis Öland schmälern könnte.